Zweisprachige Kinder sind schon während der ersten Schuljahre in der Lage, ihre Meinung, Wünsche und Gefühle in zwei Sprachen zu formulieren, aber sie sind noch nicht fähig, schriftlich beide Sprachen korrekt zu verwenden. Erst mit dem Schulanfang beginnen Kinder, das Lesen und Schreiben zu lernen. Welche Sprache sollen zweisprachige Kinder zuerst lernen?
Wenn zweisprachige Kinder zu einer bilingualen Schule gehen, wird je nach Konzept der Schule und der Sprachkenntnisse des Kindes entschieden, in welcher Sprache es zuerst Lesen und Schreiben lernt. Hierbei folgen bilinguale Schulen bestimmten Konzepten wie beispielsweise:
- Kinder verinnerlichen gleichzeitig die Rechtschreibregeln beider Sprachen, die sie dann jedoch sowohl auf die eine als auch die andere Sprache anwenden
- Der Unterricht findet in beiden Sprachen statt, um beide Sprachen der bilingualen Kinder zu unterstützen.
- Jede Klasse wird von zwei Lehrern unterrichtet, beide Muttersprachler der jeweiligen Sprache.
Falls zweisprachige Kinder bzw. deren Eltern sich für eine öffentliche Schule im eigenen Bezirk entscheiden, wird die Alphabetisierung und das Lesen und Schreiben in der Landessprache erfolgen. Infolgedessen verstärken sich die Sprachkenntnisse in einer Sprache, während die andere teilweise vernachlässigt wird.
Häufig erfahren zweisprachige Familien, dass Kinder ihren Eltern in der Sprache des Landes antworten, in dem sie leben. So wird die Sprache von einem oder beiden Elternteilen benachteiligt, weil sie weniger und seltener gesprochen wird. In diesem Fall ist ein besonderes Engagement der Eltern notwendig, um die Entwicklung beider Sprache auszugleichen.
In diesem Artikel legen wir den Fokus auf bilinguale Kinder, die zu einer einsprachigen Schule gehen, sowie auf den Prozess der Sprachentwicklung.
Das Lernen der Sprache ist für Kinder intuitiv. Eltern können und sollen ihre Kinder in diesem Prozess unterstützen. Dafür gibt es eine Reihe von Empfehlungen, um das Interesse des Kindes an einer Sprache zu wecken. Laut wissenschaftlichen Studien sollen beide Sprachen parallel erlernt werden und nicht nacheinander, aber am Ende hängt die Sprachentwicklung von unterschiedlichen Faktoren und nicht zuletzt vom einzelnen Kind ab.
Wenn zweisprachige Kinder eine einsprachige Schule besuchen, werden sie lesen und schreiben in der Unterrichtssprache lernen. Das Erlernen des Lesens und des Schreiben der Sprache, die das Kind nicht in der Schule lernt, folgt vielleicht nicht einer gerade Linie, ist aber nicht unmöglich. Eltern und Familie müssen dem Kind dabei zur Seite stehen. Die Kinder haben immer noch die Möglichkeit, die „nicht-dominante“ Sprache zu Hause oder bei der Teilnahme an externen Kursen lesen und schreiben zu lernen. Wissenschaftliche Studien weisen darauf hin, dass das Lesen und Schreiben von mehr als einer Sprache Vorteile mit sich bringt.
Während beim mündlichen Spracherwerb beide Sprachen unproblematisch erlernt werden können, sieht es beim schriftlichen Spracherwerb anders aus. Es kommt auf die Regelhaftigkeit der Zuordnung der Buchstaben zu Lauten an. Im Portugiesischen unterscheiden sich Laut- und Buchstabenkombinationen zum Deutschen sehr stark.
Wenn Eltern mit ihrem Kind Gespräche führen, vermitteln sie ihm ein bestimmtes Vokabular. Die Sprachkenntnisse in der nicht-dominanten Sprache werden auch dadurch verstärkt. Deshalb ist es in diesem Prozess wichtig, Kindern Bücher vorzulesen. Auch wichtig ist es, Kinder dazu zu motivieren, Geschichten zu lesen und den Kindern mit Aufmerksamkeit zuzuhören. Lesen ist im Grunde genommen eine Art von Sprachkontakt. Es ist sehr empfehlenswert für zweisprachige Kinder, das Lesen in beiden Sprachen anzubieten.
Wichtig ist, dass Kinder Spaß haben. Bücher mit einer CD können dem Kind die Möglichkeit geben, anderen fließend sprechenden Muttersprachlern zuzuhören. Auch empfehlenswert ist, in der nicht-dominanten Sprache Schreiben zu lernen, u.a. weil es Kindern helfen kann, ihr Vokabular zu erweitern.
Eine weitere Alternative, die nicht-dominante Sprache zu fördern ist, Kinder einen externen Schreib- und Lesekurs anzubieten. Wenn diese Angebote nicht vorhanden sind, können Eltern mit ihren Kindern die Einkaufslisten, Postkarten oder eine E-Mail an Verwandte schreiben. Auf diese Weise zeigen Sie Ihrem Kind, dass das Schreiben in der zweiten Sprache eine selbstverständliche Tätigkeit ist. Hierzu können Eltern auch Arbeitsblätter für Vorschul- und Grundschulkinder anbieten und ihre Kinder damit unterstützen.
Dabei ist es empfehlenswert, den LehrerInnen zu erklären, dass das Kind gerade im Prozess ist, zwei Rechtschreib- und Grammatikregeln zu lernen. Eine Zeitlang ist Sprachmischung zu erwarten, zweisprachige Kinder werden die Rechtschreibung am Anfang vermischen, weil Rechtschreib- und Grammatikregeln in den Sprachen unterschiedlich sind. Deshalb brauchen sie Zeit, bis sie die Regeln in jeder Sprache festigen und nicht mehr mischen. Es ist wichtig, das Kind zu unterstützen und zu loben. Ich sage zum Beispiel meinem Kind. „Das hast du toll geschrieben Lúcio! Nächstes Mal denk aber daran, dass im Portugiesischen das Wort „Porque“ mit „qu“ geschrieben wird und nicht mit „k“.
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